Trächtigkeit
2.1. Befruchtung:
Wie im Teil 1: Läufigkeit der Hündin beschrieben, erfolgt in der Phase der Paarungsbereitschaft (Östrus) der Eisprung (Ovulation). Die von den Eierstöcken (Ovarien) freigesetzten Eier (Follikel) benötigen bis zur Befruchtung noch eine Reifungszeit von 2 Tagen. Die Befruchtungsfähigkeit besteht dann über 3 – 4 Tage.
Dies bedeutet, eine optimale Bedeckung findet am 2. – 5. Tag nach dem Eisprung statt.
Eine Großzahl der Hündinnen wird vom 2.Tag vor dem Eisprung bis 2 Tage nach dem Eisprung belegt.
2.2. Einnisten in der Gebärmutter:
7 Tage nach dem Eisprung kommen die befruchteten Eizellen in der Gebärmutter (Uterus) an, verteilen sich gleichmäßig und am 16.Tag erfolgt das Einnisten in der Gebärmutterschleimhaut und auch die Ausbildung des Mutterkuchens (Plazenta), der sich gürtelförmig um den wachsenden Embryo an der Gebärmutterschleimhaut befestigt und die Versorgung des Embryo übernimmt.
Bis zum 35.Tag der Trächtigkeit sind die runden Früchte von der Gebärmutter einzeln eingeschnürt und wie eine Perlenkette aufgereiht fühlbar. Besonders zwischen dem 24. und 28.Tag der Trächtigkeit sind die 1 – 2 cm großen Ampullen fühlbar.
2.3. Trächtigkeitsnachweis
Zum Trächtigkeitsnachweis können verschiedene Methoden herangezogen werden.
Die abdominale Palpation zwischen dem 24. – 28.Tag lässt 1 – 2 cm große kugelige Wölbungen ertasten. Nach dem 35.Tag sind aufgrund der Vergrößerung der Gebärmutter keine Befunde zu erheben. Bei fetten, verkrampften und unruhigen Tieren ist diese Methode schwierig, auch die Gefahr der Schädigung durch unsachgemäße Ausführung sollte nicht unberücksichtigt bleiben.
Heute bietet die Ultraschalluntersuchung nach dem 21.Tag, am besten ab dem 28.Tag, eine gefahrlose Methode des Trächtigkeitsnachweises, die auch eine Vielzahl von Informationen über den Trächtigkeitsverlauf (Anzahl, Entwicklungszustand, Vitalität ) erkennen lässt.
Der röntgenologische Nachweis der Trächtigkeit sollte wegen den möglichen Schäden des Feten durch die Strahleneinwirkung erst nach dem 50.Tag durchgeführt werden. Die für Röntgenaufnahmen notwendigen skelettalen Anteile des Feten sind erst ab dem 43.Tag sichtbar.
2.4. Trächtigkeitsdauer:
Die klinische Trächtigkeitsdauer wird mit 63 Tagen angegeben.
Dabei sind Schwankungen von 56 – 72 Tagen als normal anzusehen. Dieser Zeitraum bezieht sich auf den Zeit zwischen der 1. Bedeckung und der Geburt.
Der Zeitraum zwischen Eisprung und Geburt beträgt 62 – 64 Tage und ist konstanter.
Die großen Schwankungen der klinischen Trächtigkeitsdauer beruhen auf den unterschiedlichen Zeitspannen zwischen Deckakt und Ovulation. So haben Hündinnen, die vor dem Eisprung belegt werden, eine verlängerte Trächtigkeit von 66 – 68 Tagen. Ist die Hündin nach der Ovulation belegt, verkürzt sich die Trächtigkeitsphase auf 58 – 60 Tage.
2.5. Aufrechterhaltung der Trächtigkeit durch Hormone:
Bereits für den genauen Decktermin wird der Progesteronspiegel beobachtet. Zunächst überwiegt der Östrogeneinfluss der heranwachsenden Follikel an den Eierstöcken. Die höchsten Konzentrationen werden kurz vor dem Eisprung erreicht und bewirken die Anschwellung der äußeren Geschlechtsorgane.
Nach dem Eisprung steigt die Produktion von Progesteron durch die am Eierstock befindlichen Gelbkörper an. Die höchsten Werte werden 20 – 30 Tage nach der Ovulation gemessen.
Ein durchgängig hoher Progesterongehalt ist zur Aufrechterhaltung während der gesamten Trächtigkeit zwingend nötig. Progesteron verstärkt die Gewebeanbildung in der Gebärmutter und fördert die Ernährung der Früchte. Es sorgt für einen Verschluss des Muttermundes und verhindert eine frühzeitige Gebärmutterkontraktion, dessen Folge ein Trächtigkeitsabbruch (Abort) wäre.
Erst gegen Ende der Trächtigkeit sinkt der Progesteronspiegel. Durch den jetzt wieder steigenden Östrogeneinfluss werden die Geburtswege auf die nahende Geburt vorbereitet. Durch Östrogene werden die Milchdrüsen angebildet. Die Muskulatur der Geburtswege erschlafft unter diesem Hormon ebenso wie das gesamte Gewebe aufgeweicht und somit geschmeidig wird.
2.6. Temperaturkontrolle:
Während der Trächtigkeit beträgt die Körperinnentemperatur der Hündin ca. 38,5 – 39,0 Grad Celsius. Diese leichte Temperaturerhöhung wird auf die hohe Progesteronkonzentration zurückgeführt.
Gegen Ende der Trächtigkeit ( 8 – 10 Tage vor der Geburt ) sinkt, ebenso wie der Progesteronspiegel, auch die Temperatur auf zunächst 38,0 Grad ab.
24 – 36 Stunden vor der Geburt stürzt der Progesteronspiegel nochmals steil ab. So ist auch der Temperaturabfall 24 Stunden vor der Geburt um 1 Grad auf 37 Grad zu erklären. Die Temperatur steigt danach wieder an und kann während der Geburt bis zu 40 Grad erreichen.
Durch zweimal tägliche Temperaturkontrolle und deren Protokollierung ab dem 50.Tag der Trächtigkeit kann dieser Abfall bei der überwiegenden Zahl der trächtigen Hündinnen festgestellt werden und so eine bevorstehende Geburt frühzeitig erkannt werden.
Diese Temperaturkontrolle ist besonders bei Hündinnen mit sehr kleinen ( 1 – 2 Welpen ) oder sehr großen Würfen empfehlenswert, da diese am häufigsten zu Wehenschwächen neigen.